Pseudopoesie I
25. December 2012 von -buck
Ich finde es wirklich prima, wenn Menschen eloquent und pointiert einen Sachverhalt oder gar Gefühle auszudrücken vermögen. Allerdings gibt es nur wenige, die über das Stadium pseudopoetischen Betroffenheitsgelabers hinaus kommen.
Ich freue mich noch mehr, wenn sich diese Menschen dabei überdies noch an die allgemein anerkannten Regeln der Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung halten – denn auch das gibt es nur sehr, sehr selten.
Wenn die große Mehrheit jener Menschen, die das oben genannte (vernünftige Texte richtig schreiben) eben nicht können, ihre Ergüsse als ganz normales Statusupdate in Textform bei Facebook posten, ist das ja noch okay. Das ist unaufdringlich, schnell zu erfassen und entweder zu mögen (extrem selten bis nie) oder zu ignorieren (habe ich gelernt; das geht).
Leider aber trifft jene Mehrheit oben genannte Mehrheit viel zu häufig auf die andere Mehrheit jener, die sich zu grafischer Gestaltung berufen fühlen. Bei denen eben dieser Ruf aber häufig nur eine ganz schlimme Form von Tinitus ist.
Dann werden unter beherzter Missachtung jeglichen Geschmacks und unter Umgehung aller Regeln von Form, Farbe und Typographie aus schlechten Texten unerträgliche Grafiken. Und diese werden auf Facebook-Seiten mit langen und fragwürdigen Titeln wie “Wenn ich dichte ist das wie ein Mixer im Dickdarm – was rauskommt ist gequirlte Scheiße” verbreitet, wo sie von manchen Mitmenschen bedenkenlos geteilt werden.
Ich weiß, die meinen es nur gut. Ich weiß, die haben das Gefühl, die Worte und/oder die Bilder würden Ihnen irgendetwas sagen. Aber ich weiß auch, dass mir diese Sachen tierisch auf die Nerven gehen. Sollen die, die es wollen, den Kram lesen, sich dran wärmen, aber ihn dochj bitte für sich behalten.
Faire Warnung: Ich behalte mir ausdrücklich vor, Menschen aus meiner Timeline zu entfernen, die es mit solchen Beiträgen übertreiben. Nichts für ungut, aber ich ertrage den Mist einfach nicht mehr.
15 Kommentare zu “Pseudopoesie I”
Herr Buck, ich verstehe Ihr Ansinnen. Wenn man es zu Ende denkt, kommt jedoch Folgendes dabei heraus: Niemand dürfte seine Wände streichen, ohne bei einem Maler in die Lehre gegangen zu sein. Und wenn er diese Frechheit tatsächlich besitzt, dürfte er keinen Maler in seinem Haus mehr begrüßen. Ich dürfte mich nie mehr in mein Auto setzen, weil ich immer wieder von Anfällen totaler Orientierungslosigkeit geschüttelt werde. Mein Sohn dürfte keine Briefe schreiben und ich dürfte nicht singen. Wenn jeder nur noch in den Bereichen handelt, in denen er alle “Regeln von Form, Farbe und Typographie” beherrscht, gäb es bald kein Handeln mehr.
Liebe/r Tilda,
wer bei sich zu Hause die Wände streicht, belästigt mich damit nicht. Wenn es mir nicht gefällt, kann ich wieder gehen und wenn es ganz schlimm ist nie wiederkommen.
Auch die Orientierungslosigkeit anderer Menschen beeinträchtigt mich nur, wenn ich bei denen Beifahrer bin, und dann kann ich sogar dieses Manko aktiv ausgleichen, da ich meistens ziemlich gut weiß, wo es lang geht (okay, es mag Ausnahmen geben, aber mal so ganz grundsätzlich gesprochen).
Briefe Deines Sohnes oder Dein Gesang stören mich genausowenig, weil ich soweit ich weiß noch nie einen Brief von ihm bekommen habe noch je Deinem Gesang lauschen durfte.
Aber wenn jemand Dinge herstellt oder keiert in der Absicht, sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und diese breite Öffentlichkeit sogar noch dazu ermutigt, die Machwerke weiter zu verbreiten, dann erwarte ich eine gewisse Professionalität.
Ich kann nicht zeichnen. Wenn ich zum Beispiel für ein Kundenprojekt – also etwas, das ich dann einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich mache – eine Zeichnung benötige, lasse ich das von Menschen erledigen, die es wirklich können.
Ausser wenn meine Tochter mich bittet, ihr etwas zu zeichnen – aber die verzeiht mir auf diesem Gebiet einfach alles und das ist auch gut so. ;-)
Letztlich will ich also auf zwei Dinge hinaus: Zum einen soll und darf und kann jeder in seinem Umfeld gerne alles gestalten, formulieren, zeichnen, malen, formen, falten oder was auch immer, solange er mich damit nicht belästigt.
Zum zweiten weiß ich, dass Kunst natürlich auch im Auge des Betrachters entsteht, und wenn jemand etwas erstellt, was mir nicht gefällt, für das er aber mehrere, dutzende oder gar tausende Abnehmer findet ist das auch gut und schön. Dann sollen die Menschen die das schön finden sich gerne daran erfreuen. Aber dann wiederhole ich meinen Appell, dass diese Menschen es für sich behalten oder mir zumindest die Gelegenheit geben, mich zu melden und mich aus dem Verteiler zu nehmen. Dafür gibt es ja Listen bei Facebook.
Und zu allerletzt: Es gibt nur einige wenige Menschen in meiner Timeline, die mit traumwandlerischer Sicherheit immer gerade die Beispiele finden, die mich aufjaulen lassen. Die meisten haben sehr schöne Häuser mit hübschen Wänden.
Das “Du” hatte ich Ihnen noch gar nicht angeboten, entschuldigen Sie.
Sie haben gelernt, nicht professionell geschriebene Texte zu ignorieren. (Ich darf Sie zitieren: “Leider aber trifft jene Mehrheit oben genannte Mehrheit viel zu häufig auf die andere Mehrheit jener, die sich zu grafischer Gestaltung berufen fühlenzu ignorieren.” Etwas viele Mehrheiten für einen vermeintlich professionellen Satz, den Sie hier einer Öffentlichkeit zukommen lassen, nicht wahr?)
Warum gelingt Ihnen das Ignorieren bei nicht professionell erstellten Grafiken nicht? Ist ihre Lernfähigkeit als eingeschränkt zu bezeichnen?
(Zitat: “Bei denen eben dieser Ruf aber häufig nur eine ganz schlimme Form von Tinitus ist.” Ein Ruf ist keine Form von Tinitus. Das ist nicht stringent.)
Das, was Facebook zuallererst ist, ist Öffentlichkeit. Dennoch fordern Sie einen von ihnen persönlich ausgewählten Personenkreis dazu auf, etwas “dochj bitte für sich” zu behalten, weil Sie “den Mist” nicht mehr ertragen.
Wer seine Wände streicht, belästigt Sie damit nicht? Wenn es Ihnen nicht gefällt, können Sie wieder gehen? Wenn es ganz schlimm ist, kommen Sie nie wieder?
Warum, zum Henker, machen Sie das nicht bei Facebook?
Denn Facebook ist ja nicht nur zuallererst öffentlich. Es erhebt auch keinen Anspruch an Professionalität. Und doch schreiben Sie “Aber wenn jemand Dinge herstellt oder keiert in der Absicht, sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und diese breite Öffentlichkeit sogar noch dazu ermutigt, die Machwerke weiter zu verbreiten, dann erwarte ich eine gewisse Professionalität.” (keiert? SIE erwarten Professionalität in einem selbstgewählten unprofessionellen Umfeld? Und sind selbst dazu nicht in der Lage?)
Sie haben nur wenige Menschen in ihrer Timeline, die Sie aufjaulen lassen. Sie wollen die wenigen nicht? Sie wollen nur die mit den schönen Wänden?
Sie klingen elitär und arrogant. Sie grenzen aus. Dazu nur eine Frage: Was würden Sie fühlen, wenn Ihre Tochter ausgegrenzt wird, weil sie etwas nicht kann? In der Schule beispielsweise? Ihre Tochter kann noch nicht in die Schule gehen. Sonst wären Sie längst gezwungen gewesen, sich darüber Gedanken zu machen. Oder Ihre Tochter ist perfekt. Dann weiß ich aber nicht, von wem sie das hat.
Sie schreiben selbst, dass Sie Menschen aus Ihrem Verteiler nehmen. Dann machen Sie das doch, wenn Sie das tatsächlich richtig finden. Aber wieso informieren Sie eine breite Öffentlichkeit darüber? Anscheinend gelten Ihre eigenen Ansprüche für Sie selbst nicht. Ihr Text ist doch hinfällig, es sei denn Sie möchten darüber hinaus bestimmten Personen öffentlich drohen oder ihnen versteckte Botschaften versenden und brauchen dafür eine wie auch immer geartete Form von “Verstärkung”.
Nein, nein, nein, nein.
Also wirklich. Ich bin hier in meinem Spielzimmer. Da nehme ich mir das Recht, meine Spielkameraden zu duzen. Als Gastgeber nehme ich mir zumindest das Recht, das Du anzubieten. Und wenn es so implizit im Text nicht funktioniert dann gerne hier förmlich: Werte/r Tilda, ich wünsche mir hier in meinem Blog eine ungezwungene und familiäre Atmosphäre. Es würde mich freuen, wenn wir uns duzen können. Ich bin -buck. ;-))
Okay, bei den Mehrheiten war eine zuviel, die müssen wir abziehen, bleiben zwei. (“Wieviel macht das in Schilling, Mady Riehl?”) Die verbleibenden mehrfachen Mehrheiten aber waren absolut beabsichtigt. Das ist ein rhetorisches Stilmittel, genannt Repetitio. Wobei ich – wie ungern auch immer – zugebe, dass andere Fehler, die Du mir hier um die Ohren haust, wirklich Flüchtigkeitsfehler waren. Ich werde mich nach Kräften bemühen, sie zukünftig zu vermeiden!
Meine Lernfähigkeit ist keineswegs eingeschränkt. Es ist nur so, dass Grafiken optisch aufdringlicher sind als reine Textbeiträge. Sie springen aus der Timeline hervor. Das ist ja auch beabsichtigt. Wenn die einem aber nicht nur ins Gesicht springen, sondern einem in den Fällen, die ich anspreche, geradezu unbarmherzig ins Gesicht schlagen, wird es eben sehr schwer sie zu ignorieren. Das ist – und tatsächlich scheint mir das ein sehr treffender Vergleich – wie ein schrecklicher Unfall auf der Gegenfahrbahn. Man weiß, dass es ein schlimmer Anblick sein wird. Man weiß auch, dass man es bereuen wird. Man weiß, dass man es grundsätzlich ohnehin nicht tun sollte. Aber trotzdem bremst man ab und sieht hinüber.
Der Tinitus – jetzt bin ich wirklich enttäuscht. Natürlich ist das vom logischen Standpunkt, rein wissenschaftlich betrachtet, nicht haltbar. Wenn Du dort hängen geblieben bist, wenn Du Dich daran gestoßen hast, wenn dieser absurde Gedanke Dir aufgefallen ist, genau dann hat er seinen Zweck erfüllt. Und wenn Dir das auffällt, gehe ich mal davon aus, dass Du “Tinitus” nicht erst bei Wikipedia nachschlagen musstest, was ich erfreut zur Kenntnis nehme.
Weiter im Text: Facebook ist öffentlich, ja. Aber meine Timeline ist MEINE Timeline. Ich besuche die Häuser mit diesen hässlichen Tapeten nicht, eben weil ich sie so furchtbar finde. Ich wehre mich nur dagegen dass Besucher meines Hauses diese furchtbaren Sticker an meine Wände kleben! Was sie an ihre eigenen Wände kleben ist mir ebenfalls herzlich egal.
Und zum guten Schluß kommen wir dann noch auf einen unangenehmen Punkt zu sprechen: Ich finde es ja sehr schmeichelhaft wenn Du denkst, ich würde meinen Rant hier “einer breiten Öffentlichkeit” zugänglich machen. Tatsächlich besteht diese Öffentlichkeit zur Zeit wahrscheinlich nur aus Dir und mir. Und das ist auch ein Kern der Sache: Ich habe nämlich die MENSCHEN gern, die diese schrecklichen Spruchgrafiken posten. Trotz alledem. Und weil das so ist, habe ich meine Gedanken eben nicht bei Facebook gepostet, sondern hier, wo sie ohnehin kaum jemand lesen wird. Ich bin es los, aber ich habe niemanden verletzt. Ich fand das eine gute Lösung.
Ach ja, eines noch: In MEINEN Augen IST meine Tochter perfekt. Und das soll auch so sein.
Ich bin noch keine Spielkameradin, nicht sofort. Das “Du” war nirgendwo “angeboten”, das war im Spielzimmer von Ihrer Seite einfach vorausgesetzt, wir kennen uns doch gar nicht, Gastgeber? Naja. Familiär? Oho. Ich mache morgen weiter, da gibt es eine Menge zu bedenken, das ich bedenken muss und tatsächlich auch will.
Dies ist Ihr Spielzimmer? Dann haben Sie wohl zu lange allein darin gesessen. Wenn Sie aus dem Umstand, dass dieses Zimmer Ihnen gehört ableitet haben, dass allein SIE die Regeln des Miteinander (!) aufstellen, werde ich nicht lange bleiben können. Es scheint Ihnen innezuwohnen, über andere Menschen bestimmen zu wollen. Über mich. Die Falschschreiber.Die “Pseudopoeten”.
Es scheint Ihnen ebenso innezuwohnen, andere Menschen blenden zu wollen?
Blenden1: Das “Du” war nicht angeboten. Es war übergestülpt. Wenn Sie implizit behaupten, ich hätte lediglich übersehen, dass Sie es angeboten hätten… Vergraulen Sie mich ruhig, dann haben Sie das Spielzeug wieder alleine.
Blenden2: Wenn sie ein unstimmiges, falsches Sprachbild zeichnen (siehe “Tinitus”), sollten Sie hernach nicht versuchen, ihm das Mäntelchen eines gewollt absurden Gedankens überzuwerfen. Ein unstimmiges Sprachbild schmälert lediglich die Vermittlungsleistung eines Textes.
Blenden3: Dass Ihre plumpe Wiederholung des Begriffes “Mehrheit” den Ansprüchen des Stilmittels Repetitio gerecht wird, mag ich bezweifeln. Denn es entsteht dadurch keine Steigerung, keine Intensität, keine Dynamik. Eher das Gegenteil. Ich verorte Ihre Formulierung deshalb dalli im Bereich der Redundanz.
Warum verfassen eigentlich ausgerechnet SIE eine Tirade über Pseudopoeten?
Blenden4: Auch die Begründung, die sie dafür nennen, hier geschrieben zu haben, statt bei Facebook ist….vorgegeben. Dieser Blog ist die Möglichkeit einer breiten Öffentlichkeit. Er ist öffentlich, man muss sich nicht einmal einloggen. Ich habe es gelesen. Ich könnte jemand sein, der Ihnen Sticker an die Wand bappen wollte. Wenn sie etwas loswerden wollen, schreiben Sie es auf. No_need_to_post.
Und was die Flüchtigkeitsfehler angehen: Dürfen sich die unprofessionellen Schreiber hinter dieser Ausrede auch verstecken?
Ihre Lernfähigkeit kann nicht so groß sein wie Sie denken, wenn sie nur so weit reicht, das zu ignorieren, was einfach zu ignorieren ist. Sie lassen sich unbarmherzig ins Gesicht schlagen? Jesus.
Sie mögen die Menschen, die Ihnen die Sticker an die Wand kleben wollen? Habe ich das richtig verstanden? Lesen Sie nach, wie Sie “DIE” beschreiben: “Ich weiß, die meinen es nur gut. Ich weiß, die haben das Gefühl, die Worte und/oder die Bilder würden Ihnen irgendetwas sagen.”
Und wenn Sie nun meinen, Sie hätten mich abgelenkt: Ich finde noch immer, dass Sie versuchen Menschen auszugrenzen, die Ihre Stärken woanders haben, als Sie. Die ihre Prioritäten anders setzen. Ein anderes Leben leben. Was nehmen Sie sich raus, “erfreut zur Kenntnis” zu nehmen, dass ich das Wort “Tinitus” kenne?
Du Knallkopf!
Ich wäre ja versucht zu sagen “Ey, lass uns mal auf eine sachliche Gesprächsebene zurückkehren!”, aber ich bin nicht ganz sicher, dass wir zuletzt überhaupt beide dort gewesen sind. Auf jeden Fall haben wir uns ziemlich entfernt von einem “…ich verstehe Ihr Ansinnen…” und sind bei persönlichen Beleidigungen gelandet.
Ja, dies ist mein Spielzimmer, und ja, ich nehme mir das Recht, initial die Regeln aufzustellen. Das wirst Du doch wohl bei Dir zu Hause auch tun, oder? Natürlich kann und soll und wird man solche Regeln den Gegebenheiten anpassen. Natürlich möchte ich, dass sich Gäste wohl fühlen, und so bin ich nicht nur lernfähig, sondern auch noch kompromissbereit.
Was mein Spielzimmer aber zudem auch noch ausmacht ist, dass es mir dazu dient, zu SPIELEN. Was ich hier veröffentliche, sind häufig Fingerübungen. Testballons. Wenn Du mal nachsehen möchtest – bevor ich am 25.12.2012 drei kurze Artikel, unter anderem auch diesen von Dir hier kritisierten, veröffentlicht habe, war hier seit Mai 2011 tote Hose. Um überhaupt mal wieder reinzukommen, um einfach mal wieder was rauszuhauen habe ich die drei Posts geschrieben. Nicht weil ich daran einen großen Anspruch hatte (gerade das eben NICHT), und schon gar nicht weil ich vorhatte, diese nicht wirklich bedeutenden Texte nun auch noch vehement verteidigen zu müssen.
Irgendwann werde ich sicherlich nochmal eine Tirade über Pseudopoeten verfassen – wenn ich mich einmal mehr über die Texte deutschsprachiger Lieder aufrege. Ein anderes Mal, zu einem anderen Zeitpunkt, aber da ich ja jetzt gewarnt bin, werde ich dann sehr genau arbeiten.
Ich blende? Womöglich. Tun wir das nicht alle? Versuchen wir nicht ständig, uns in einem möglichst guten Licht dastehen zu lassen? Ja, vielleicht erhebe ich mich über die Pseudopoeten, die Grafikdilletanten, die Menschen, die ich mag obwohl sie diese furchtbaren Dinge an meine Pinwand schmieren. Du versuchst Dich über mich zu erheben, indem Du kleinlich meinen dahingeworfenen Text sezierst, meine Erwiderungen auf Deine Kommentare auf die berühmte Goldwaage legst und mir zu guter Letzt noch Schimpfworte entgegenschleuderst.
Ich schreibe jetzt weiter. An anderen Texten. Texten, die für mich mehr Bedeutung haben. Ich lade Dich ein, sie zu lesen. Ich freue mich auf Deine Kritik.
Magst Du noch ein bisschen weiter mit mir spielen?
Ich bin wirklich weit entfernt von persönlichen Beleidigungen.
Das war echt nicht so gemeint. Ich war mir sicher, Du würdest mich verstehen. Ich dachte, ich sehe Dich. Du mich. Ich hätte als Gastgeberin anders gehandelt, ja. Ganz anders. Wenn ich einen fremden Gast beherberge, versuche ich immer, es ihm gemütlich zu machen. “help yourself”, keine Vorschriften. Sag, wie Du es brauchst.
Sorry. Ich dachte, Du findest Gefallen an sezierender Kritik. Ich dachte, es fordert Dich heraus. Ich dachte, ich könnte Dir für weitere Fingerübungen eine Hilfe sein, ein Partner, ich kann ja auch noch lernen. Was bilde ich mir ein, ich hab mich produziert.
Ich blende nicht. Nein. Sorry, ich schreibe. Ich kann das auch woanders tun, sollte ich so wirken, als würde ich Schimpfworte entgegenschleudern um mich zu erheben. Ich dachte, das sei ein Spiel. Es hat mir Spaß gemacht, obwohl mir schon klar war, dass wir gewisse Grenzen überschreiten. Wir sind anstrengend.
Ich blende nicht. Nicht, wenn das Licht des anderen heller ist. Dann gebe ich zu. Dann höre ich zu. Dann lerne ich gern. Das nur ganz dazu. Ich versuche nur, Dich herauszufordern. Wenn Du darauf nicht mehr eingehen willst, ist das okay. Und vielleicht liege ich auch falsch. Dann müssen wir entweder auseinandergehen oder uns kennenlernen. Ich hatte nur so ein Bauchgefühl. Heute Abend ist mein Bauch müde. Gute Nacht, buck.
Müde, ja. Ich war heute auch so müde. Zu müde zum Streiten. Ich wollte nicht aufgeben, aber mir fehlte wohl der Antrieb und die Schlagfertigkeit heute.
Natürlich will ich herausgefordert werden. Vielleicht möchte ich nicht, dass Texte seziert werden – das würde ja heißen, die Texte sind tot. Operiert ist da schöner, exzisiert – Schlechtes entfernen, um etwas Besseres, Gesundes zu erhalten.
Aber ich würde das gern an Texten tun, die es wert sind. Ich finde, Du solltest Deine Energie nicht bei unbedeutenden Fingerübungen verschwenden. Es wird mir eine Freude sein Dich zu fordern. Es wird mir eine Freude sein, an Deiner Kritik zu lernen und zu wachsen, oder auch meinen Standpunkt vehement zu verteidigen, wenn es wichtig und richtig ist.
Und an meinen – zugegebenermaßen mangels Gelegenheit wohl eher unterentwickelten – Fähigkeiten als Gastgeber arbeiten wir so nebenbei gleich mit.
Ich brauche noch ein wenig Zeit, die nächsten Texte zu vollenden. Möchtest Du Dich setzen? Kann ich Dir einen Kaffee anbieten?
Kaffee? Immer gerne.
Buck? ich bin es immer wieder durchgegangen. Ich muss dabei bleiben. Für mich hast Du “von oben herab” geklungen, was diese Menschen angeht, die “nicht vernünftig” schreiben können und “pseudopoetisches Betroffenheitsgelaber” von sich geben. Diese Menschen, die Grafiken entwerfen, die “gestalten”. Und mir gegenüber auch. Deshalb war ich aufgebracht und habe mich überspitzt ausgedrückt. Mich produziert. Das tut mir leid. Aber ich denke auch jetzt noch, dass ich im Grunde richtig lag. Mein Ton war aber falsch, ich habe Dir keine Gelegenheit gegeben, einzulenken. Deshalb hast Du auf Deine Formulierungen beharrt und Deine Inhalte verteidigt. Hast Ausreden erfunden, um ihn zu verteidigen. Ich kenne diese Gespräche. Ich habe lange Zeiten redigiert und ich wusste irgendwann, wie ich jedem Einzelnen begegnen musste. Dich kenne ich nicht. Auf Dich habe ich mit meiner Brüskiertheit reagiert, ohne zu wissen, ob das angemessen ist. Das istes bei Dir und das kann ich gut verstehen: Das eigene Baby darf niemand angreifen. Deine Tochter ist perfekt. Der eigene Text ist perfekt. Zur Not zieht man sich auf Fingerspiele zurück. Sicherlich war es ein Fingerspiel. Aber Du hast diesen Text mit allen Mitteln verteidigt, bis unter die Zähne bewaffnet. Ich konnte nicht davon ausgehen, dass er Dir nicht wichtig ist.
Ich weiß nicht, wie es wird, wenn Du mal einen Text schreibst, von dem Du denkst, er sei perfekt. Meinst Du nicht, Du wärst dann noch empfindlicher?
Verstehst Du, was ich meine? Ich will damit nicht sagen, dass Du mich verstehen musst oder sollst. Aber wenn Du mich NICHT verstehst, dann passen wir nicht zueinander, dann sind wir zu verschieden im Denken. Dann lass uns ab und zu einen Kaffee in Deinem Spielzimmer trinken und Du bestimmst, ob ich Zucker oder Milch nehme.
“Knallkopf” ist eine von mir nett gemeinte Geste. Kannst Du auch nicht wissen. Es war eine Verschleierung des Übergangs zum “Du”.
Keine Beleidigung. Nie so gemeint.
Und noch. grundsätzlich. Du hast die “Fingerübung” veröffentlicht. Auch wenn man nicht damit rechnet: Sie ist öffentlich. Da muss man mit allem rechnen. Oder? Nacht, Buck.
Ich fange mal von hinten an zu antworten.
Ja, ich habe es veröffentlicht. Und grundsätzlich stehe ich auch zu dem, was ich geschrieben habe. Deshalb durfte das auch öffentlich sein. Es war mir, da hast Du letztlich recht, wichtig genug um gesagt zu werden, es war mir aber, und das hatte ich ja auch schon gesagt, nicht wichtig oder ernst genug, es auf Facebook zu sagen. Ich habe sicherlich damit rechnen müssen, dass jemand den Text liest, aber ich hielt die Wahrscheinlichkeit für gering.
Das mit dem Knallkopf… die meisten Menschen, die soetwas sagen, meinen das nicht unbedingt als nette Geste. Das konnte ich wirklich nicht wissen. Aber dann hat ‘Knallkopf’ ab jetzt auch für mich eine positive Metaebene. :-)
So. Und nun…
Ich habe von oben herab geklungen. Natürlich empfinde ich selbst das nicht so, da ich weiß, mit welcher Intention ich den Text geschrieben habe. Das wiederum kannst Du nicht wissen. Wenn ich den Ursprungstext einmal ganz objektiv zu lesen, kann ich Deinen Eindruck nachvollziehen. Dennoch waren gerade diese überspitzten Formulierungen beabsichtigt. Ein Hauch Ironie, eine Prise Sarkasmus. Wortkombinationen, die ich einmal „kalkofisch“ nennen möchte. Absichtlich absurde Vergleiche, die auffallen sollen. Ich habe dafür allerdings das falsche Format gewählt habe. Im Rahmen einer Glosse wäre das angebrachter gewesen als in einer persönlichen Abrechnung mit anderen Facebook-Benutzern.
Die Wahrheit ist: ich weiss dass ich niemals einen Text schreiben werde, von dem ich denke er wäre perfekt. Bis ich Dich jetzt kennenlernen durfte, gab es niemals einen schärferen Kritiker meiner Texte als mich selbst. Das ist letztendlich der Grund, aus dem ich so lange nichts veröffentlicht habe. Alles, was ich geschrieben habe, hat nie meinen eigenen Ansprüchen genügt.
Vielleicht erklärt das auch ein wenig die Vehemenz, mit der ich mich zu verteidigen suchte. Ich hatte es endlich geschafft, über meinen Schatten zu springen und einfach etwas zu veröffentlichen, ohne dass ich selbst jemals selbst von der Qualität überzeugt gewesen wäre. Und plötzlich kommt da jemand, der den Finger in die Wunde legt, der mich herausfordert und der mich dann doch zwingt, das Geschriebene doch noch einmal zu hinterfragen. Und dabei bin ich sicherlich in das „in die Ecke getriebene Bulldogge“-Verhaltensmuster verfallen und habe wilder um mich gebissen, als ich es eigentlich tun wollte oder würde.
Letztendlich haben wir wahrscheinlich beide schärfer reagiert als beabsichtigt und uns dabei gegenseitig hochgeschaukelt. Bitte glaub mir: ich freue mich sehr, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, meinen Text nicht nur zu lesen sondern auch zu durchdenken. Ich freue mich über Deine Kritik und will gerne lernen, angemessener damit umzugehen.
Ich freue mich, wenn Du bleibst, erst recht wenn das Spielzimmer zum Schreibtisch wird.
Gute Nacht, Tilda.