Wie? Was? Ich??? Ja, ich bin hier!
11. February 2005 von -buck
Okay, ich gebe zu, ich mache mich rar. Man könnte meinen, ich wäre eigentlich schon weg, aber da hätten Sie sich zu früh gefreut. Trotzdem wollte ich eigentlich noch nicht wieder anfangen, hier Einträge zu hinterlassen. Ich fühle mich zur Zeit einfach so gänzlich uninspiriert. Und ich möchte mich nicht durch die Erschaffung uninspirierter Einträge quälen, nur um damit irgend jemanden hier zu langweilen, zu verschrecken oder gar zu enttäuschen.
Wenn ich allerdings auf eine derart liebenswerte Art und Weise ‘fremd-inspiriert’ werde wie gerade geschehen: “[…] an einen der langsam mal wieder seinen A**** respektive seine Finger bewegen könnte!“, dann kann ich einer solchen Herausforderung natürlich doch nicht widerstehen. Wenn das hier also erwartungsgemäß nichts werden sollte, bedanken Sie sich bitte bei Frau Eriador.
1. Total amount of music files on your computer…
2.821 Titel, die zur Zeit 8.378,6 MB auf der Festplatte belegen. Ich verweise hier auf meine grundsätzlichen Überlegungen zum Thema MP3 und Musikgenuss [1] und füge hinzu, dass ich diesen Vorrat wirklich nur zur Berieselung der Trommelfelle am Arbeitsplatz nutze.
Noch viel wichtiger: ausnahmslos alle diese Titel habe ich zuhause in Form von CDs oder LPs im Schrank stehen; jeder dieser Titel ist mir also mehr wert als “irgendein Gedudel”; wenn ich Letzteres wünsche, höre ich Radio über’s Internet.
Ein guter Teil dieser Sammlung ist zudem auch noch Christmas Pop, siehe Frage 4, Nr. 5…
2. The last CD you bought was…
Ich muss ernsthaft lange überlegen. Ich habe zum Geburtstag und zu Weihnachten CDs bekommen, deren Titel ich aber hier aus Selbstschutzgründen nicht verraten möchte. Selbst gekauft habe ich schon sehr lange nichts mehr… warten Sie mal… doch. Neulich habe ich bei eBay oder Amazon eine CD zu einem absoluten Schnäppchenpreis entdeckt, die ich schon lange wieder haben wollte. Ich sage wieder, denn ich hatte sie damals mal als LP, und dann habe ich sie verliehen. Das war zu der Zeit, als wir selbst versuchten, Musik zu machen. Kurz vor dem Abitur. Ich lieh die CD unserem Gitarristen, und er war schwer begeistert. Unsere eigenen Ambitionen bezüglich der Karriere als Rockgruppe [2] gingen im Abiturstress unter, und ich erinnere mich noch daran, wie wir uns bei der Verabschiedung nach dem Abi noch unterhielten: “Wir sehen uns nach dem Urlaub! Dann machen wir endlich mal wieder einen Proben-Termin ab! Und bitte bring’ mir die LP wieder mit!”
Tja, nach dem Urlaub haben wir uns dann nicht gesehen. Aus irgendwelchen Gründen haben wir es nicht geschafft uns zu verabreden. Und dann sind wir beide aus der damaligen Heimat weggezogen. Wir haben uns seitdem überhaupt nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich hat er meine LP in einen seiner Umzugskartons gepackt. Wahrscheinlich ist sie schon beim ersten Umzug kaputt gegangen, denn er wollte sie nicht mit seinen Platten zusammen transportieren, weil er sie mir ja zurückgeben wollte, sobald wir uns sehen. Also hat er die LP in den Karton mit den Blumenvasen gepackt und ganz groß in rot mit Edding draufgeschrieben “Vorsicht! Zerbrechlich!” [4].
Und dementsprechend wurde der Karton auch vorsichtig behandelt. Er wurde als letzter Karton in den LKW verladen, denn auf einen Karton, auf dem “Vorsicht! Zerbrechlich!” steht, kann man natürlich nichts anderes draufstellen [5]. Also packt man den Karton ganz behutsam oben auf die Seitenteile des Bettes, die sind stabil, relativ breit und stehen dort, ohne das kleinste Bischen zu wackeln. Der Karton mit den Vasen und mit meiner LP stand – man überzeugte sich sicher durch entschlossenes Rütteln – dort absolut sicher. Bis zur ersten Kurve, in welcher er durch Flieh- und murphologische Kräfte in Bewegung geriet, ins Rutschen, das erst durch den Aufprall auf der hervorstehenden Ecke des Schreibtisches gestoppt wurde. Diese Ecke brohrte sich durch die in dieser Situation mit einem Mal erstaunlich dünne Pappwand des Kartons, drang praktisch ungebremst durch das Cover meiner LP und ließ die schwarze Vinylscheibe mit einem häßlichen Geräusch zerbersten.
Natürlich nahm er sich vor, die LP bei nächster Gelegenheit neu zu erstehen, damit er endlich bei mir anrufen könnte, um das geplante Treffen zu vereinbaren, aber dieser hehre Vorsatz geriet durch die üblichen äußeren Einflüsse immer wieder in Vergessenheit. Darum konnte er natürlich auch nicht bei mir anrufen, das wäre ja peinlich gewesen, wenn ich dann nach der LP…
Was?
Oh.
“London 0 Hull 4”. The Housemartins.
3. What is the song you last listened to before reading this message?
Kate Bush’s Interpretation von “Rocket Man” vom Album “Two Rooms – Celebrating The Songs Of Elton John and Bernie Taupin”.
Ich habe ein ganz besonderes Verhältnis zu Elton John, das ich vielleicht einmal an anderer Stelle in aller epischen Breite darlegen könnte. Fest steht, dass meine frühesten Erinnerungen an internationale Popmusik mit Sir Elton verknüpft sind, dass eine meiner ersten LPs eine von diesem Künstler war, dass mich verschiedene Songs von Elton John (Cold As Christmas, I Guess That’s Why They Call It The Blues) durch eine besonders heftige Herzschmerzzeit begleitet und (I’m Still Standing) getröstet haben und dass ich, glaube ich, eine vollständige Sammlung seiner Werke besitze.
Und die erwähnte Interpretation von Kate Bush ist ganz großartig, nebenbei bemerkt.
4. Write down 5 songs you often listen to or that mean a lot to you.
Ach herrje. Wo anfangen, wo aufhören? Warum ausgerechnet fünf? Na, zumindest steht da nicht “mean the most to you” oder sowas – ich muss nur fünf von den vielen möglichen nennen. Also gut:
1 – Diamonds On The Soles Of Her Shoes, Paul Simon
Weil der Text stellenweise abstrakt, abstrus und absurd ist, aber trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb ganz genau passt. Der Rhythmus tut sein Übriges.
2 – Tubular Bells Part I, Mike Oldfield
Weil es eines der inspirierendsten Musikstücke ist, die ich jemals hörte, weil ich mich beim Hören dieses Stückes hervorragend konzentrieren kann, weil ich dabei hervorragend träumen kann, weil es mich jedesmal wieder packt und mitreisst, weil ich seit 25 Jahren nicht genug davon bekommen kann.
3 – Romeo And Juliet, Dire Straits
Auch meine Dire Straits-Sammlung ist vollständig. Auch hier gibt es Songs, die ich mit bestimmten Situationen verbinde. Aber Romeo And Juliet habe ich damals gehört, war fasziniert, habe mir die LP besorgt, habe den Song dreimal gehört und kann seitdem den Text lücken- und fehlerlos auswendig. Das prägt. [6]
4 – I Don’t Like Mondays, The Boomtown Rats
Bevor Bob Geldof den Hungernden in Afrika geholfen und sich damit selbst ein Denkmal gesetzt hat (siehe auch 5), hat er hier eine der schönsten Balladen mit einer unvergesslichen Melodie, mit einem coolen Text und einem universell zutreffenden Titel hingehauen, da kann man sich nur in Ehrfurcht verneigen. Und den Song zum Anfang jeder Woche vor sich hinsummen.
5 – Do They Know It’s Christmas, Band Aid
Damit fing alles an. Ich bin – hatte ich das schon einmal erwähnt? – bekennender Sammler von Christmas Pop. Seit ich 1984 die Maxi von diesem Song in den Händen hielt, habe ich alles zusammengerafft, was mir an Weihnachtspop in die Hände fiel. Und ich habe noch viel mehr geschenkt bekommen. Noch heute, 21 Jahre später, ist kein Geburtstag vollständig, wenn es nicht zumindest eine Weihnachts-CD gibt. Wenn es mir wirklich schlecht geht, höre ich – egal zu welcher Jahres- oder Tageszeit – Weihnachts-Pop, in jedem Jahr beginne ich bereits ab Oktober mit der vornehmlichen Beschallung durch diese Art von Musik. Ich stehe dazu.
5. Who are you going to pass this stick to (3 persons) and why?
Na klasse. Ehrlich, ich habe keine Ahnung. Okay, zum einen natürlich an den Coastbuster – auf dessen Antworten bin ich schon schwer gespannt.
Und wen noch? Wie wäre es mit Sonrisa? Ich gestehe, dass es mir manchmal schwer fällt, seinen Gedankengängen zu folgen, aber ich bin dennoch immer wieder amüsiert, fasziniert und informiert. Ich bin sicher, dass man auch in der Traumzeit nicht nur mexikanische Folklore hört…
Oh ja – und weil ich gerne wüßte, welche Art Musik geeky ist und was man so auf dem iRiver hört, geht ein stick an den Hildi – ich bin gespannt!
So, werteste Frau Eriador – habe ich Sie damit befrie… äh, ihre Wünsche damit erfüllt? ;-)
—–
[1] Über die Wertschätzung von Musik in Relation zum gewählten Medium (oder so ähnlich…)
[2] Ja, ehrlich. Damals hieß das weder Super- noch Popstar; wir haben eigentlich gar nicht daran gedacht, unbedingt ein “Star” [3] werden zu wollen. Wir wollten nur gemeinsam guten, ehrlichen Rock ‘n Roll machen. Wie sich die Zeiten doch geändert haben…
[3] Irgendwie hatte der Begriff “Star” damals einen komischen Beigeschmack. Es gab da so eine komische Serie von LPs – ich glaube, sie kam von dem großartigen Label “K-Tel” mit diesem lustigen Huhn in der Fernsehwerbung – die in einem sehr blumig-seventies-mässigen Design unter dem Titel “Schlager-Stars” vertrieben wurde und von denen meine Eltern eine ganze Menge im Phonoschrank stehen hatten. Diese Platten waren für mich damals der Innbegriff von Spießigkeit und schlechtem Geschmack, so dass der Begriff “[Irgendwas]-Star” für mich eher negativ belegt ist. Was wiederum beweist: sooo sehr haben sich die Zeiten scheinbar doch nicht geändert – der Begriff “Star” bedeutet auch heute noch nichts Gutes.
[4] Auf den Karton, nicht auf die LP. War klar, oder?
[5] Außer natürlich, man heißt Rupert und möchte sich von einem Peer Augustinski-Verschnitt (oder ist das etwas Peer Augustinski?) anschreien lassen.
[6] Auch jene Nachbarn, die das Glück hatten, am gleichen Badezimmerentlüftungsschacht zu wohnen wie ich, und die sich aufgrund dieser Tatsache entsprechend häufig der Beschallung durch die Intonation dieses Songs unter der morgendlichen Dusche ausgesetzt sahen. Bei dieser Gelegenheit: Sorry, Leute!